Humboldt-Universität zu Berlin - Lebenswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Psychologie

Das Institut zwischen 1933 und 1945


Bereits während des von KÖHLER erbetenen Urlaubs wurde die Kontinuität der Institutsleitung unterbrochen. Zunächst wurde Hans RUPP kommissarischer Leiter des Institutes. Bereits im Sommer 1935 wurde RUPP durch den Heerespsychologen J.B.RIEFFERT ersetzt, der 1934 als Ordinarius für "Psychologie mit besonderer Berücksichtigung der Charakterkunde" berufen worden war. Schon 1936 wurde die kommissarische Leitung des Instituts Hans KELLER übertragen, weil RIEFFERT a conto verschwiegener SPD-Mitgliedschaft aus dem Staatsdienst entlassen wurde.1938-1942 war Walter SCHERING als ao.Professor für Psychologie und Charakterologie Direktor des Institutes. Der Lehrstuhl KÖHLERS blieb bis 1942 unbesetzt weil "die psychologischen Lehrstühle unter der Führung von Prof. Köhler die Hauptstütze und Aktionsbasis des volksfremden, jüdisch-liberalistisch-individualistischen Geistes an der Hochschule waren und es wohl bei der vollkommenen Verjudung der Psychologie schwierig ist, geeignete Nachfolger zu finden" (so der stellvertretende Gauleiter GÖRLITZER im September 1937 an den Staatsminister WACKER).Der vom NS-Dozentenbund initiierte Vorstoß, den "Begründer der Rassenseelenkunde" Ludwig Ferdinand CLAUSS auf diesen Lehrstuhl zu berufen, wurde von anders interessierten Gesinnungsgenossen pariert. CLAUSS ist jedoch bis 1943 mit einschlägiger Lehre befaßt. Die Psychotechnik vertritt Walter MOEDE. Kurt GOTTSCHALDT ist ab 1938 Extraordinarius für Psychologie.

1942 wird der Lehrstuhl, zugleich das Direktorat des Institutes, mit Oswald KROH (1887-1955) besetzt, der zuvor o. Professor für Psychologie und Pädagogik an der Münchner Universität war. Von 1940 bis 1945 war KROH kommissarischer Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychologie-DGfPs (als Nachfolger seines Lehrers Erich JAENSCH).In dieser Funktion hatte er zusammen mit Max SIMONEIT seitens der Wehrmachtspsychologie maßgeblichen Anteil an der Durchsetzung der ersten Diplomprüfungsordnung für Psychologen (Erlaß am 16.6.1941, rückwirkend ab 1.4.1941 in Kraft gesetzt). Seither können in Deutschland Diplompsychologen ausgebildet werden. Im Januar 1949 wurde O.KROH dann Direktor des Psychologischen Institutes der 1948 gegründeten Freien Universität Berlin.

Zu Ende des Krieges lehrten auch die Völkerpsychologen und Ethnologen Richard THURNWALDT und Wilhelm Emil MÜHLMANN im Psychologischen Institut.

Am 24./25.Februar 1945 wurde das in seinen intellektuellen Grundlagen bereits zuvor zerstörte Institut auch materiell durch Fliegerbomben vernichtet.