Humboldt-Universität zu Berlin - Lebenswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Psychologie

NATIVE stellt sich vor


-> Dauer
-> Ziel
-> Vorarbeiten
-> Untersuchungsgegenstand und Methodik
-> Virtuelle Seminare als prototypische Anwendung der Vernetzung von Organisationen in Intranets
-> Forschungsfragen
-> Informationssuche in Informationsräumen
-> Nicht optimale Gestaltung von Webseiten
-> Mittel zur Navigationsunterstützung
-> Untersuchungsschema

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Dauer

1.7.98 - 30.06.00

Ziel

Ziel des Projekts ist die Analyse gestaltungsrelevanter Aspekte der Vernetzung von Organisationen in Intranets am Beispiel eines virtuellen Seminars.

Intranets arbeiten mit den Technologien und Protokollen des Internets sowohl in lokalen Netzen, als auch weltweit unter Nutzung der Infrastruktur des Internets und können damit neue Formen organisationsweiter Kommunikation und Kooperation realisieren. Beispiele dafür sind neben virtuellen Seminaren der Einsatz von Wissensmanagementsystemen, Business-TV oder aber auch die Durchführung von Videokonferenzen in firmeneigenen Intranets.

Die Ergebnisse der Analyse gestaltungsrelevanter Aspekte derartiger webbasierter Kommunikations- und Kooperationsformen in Intranets sind jedoch selbst wieder generalisierbar und damit Modell für die Gestaltung von Web-Sites im Internet. Eine Web-Site fassen wir dabei als größte gestaltbare Einheit des World Wide Web (WWW) auf, wie z.B. das WWW-Angebot der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese Web-Site ist durch die entsprechenden Verantwortlichen des Rechenzentrums der Universität gestaltbar, nicht jedoch die Web-Site des Institutes für Psychologie, auf die lediglich ein Link innerhalb der Web-Site der Universität verweist.

Vorarbeiten

Im Umfeld des Forschungsthemas "Gestaltungsrelevante Aspekte der Vernetzung von Organisationen in Intranets" gab es am Lehrstuhl "Ingenieurpsychologie / Kognitive Ergonomie" bereits mehrere Untersuchungen in Projekten und Diplomarbeiten. So wird seit dem Wintersemester 1996/97 ein virtuelles Seminar zur Werbepsychologie regelmäßig durchgeführt und aus Benutzersicht evaluiert (vgl. Grothusmann 1997, Dubrowsky 1998). In einem Studienprojekt (Wandke & Hurtienne 1997) wurde das Verhalten von Nutzern des World Wide Web (WWW) untersucht. Eine Diplomarbeit (Reffert 1998) beschäftigte sich mit dem Einfluß von Aufgabenmerkmalen auf das Navigationsverhalten von Anfängern im virtuellen Seminar "Werbepsychologie".

Untersuchungsgegenstand und Methodik

Unser Projekt untersucht nun Merkmale der Gestaltung von WWW-Seiten, deren Auswirkungen auf die Effektivität und Effizienz der Navigation und Möglichkeiten zur Verbesserung unter Einsatz von Hilfsmitteln. Ein weiteres Projektanliegen war es, die in den Vorgänger-Untersuchungen eingesetzten Methoden zur Datenerfassung (Beobachtung bzw. Screencam und anschließendes manuelles Erzeugen von Protokollen und Logfiles) unter Nutzung von WWW-Technologie so zu erweitern, daß während der Versuche automatisch Logfiles zur Aufzeichnung des Verhaltens der Versuchsperson erzeugt und mit relevanten Verhaltensdaten gefüllt werden.

Als Untersuchungsgegenstand dient uns das vorhandene Seminar zur Werbepsychologie.

Virtuelle Seminare als prototypische Anwendung der Vernetzung von Organisationen in Intranets

Virtuelle Seminare stellen eine flexible Möglichkeit der zeit- und ortsunabhängigen Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, Kunden etc. dar und scheinen prototypisch für die Anwendung der Vernetzung in Intranets und der damit zusammenhängenden Komplexität und Dynamik des Informationsangebotes bzw. der Interaktion der Beteiligten zu sein.

  • Wie es für kooperative Lernprozesse üblich ist, agieren die Teilnehmer des Seminars zugleich als Autoren.
  • Die Teilnehmer haben es mit einer Vielzahl unterschiedlicher Kommunikations- und Kooperationspartner zu tun.
  • Die zur Kommunikation im Netz, zum Zugriff auf die Inhalte und zum Generieren von Inhalten benutzte Software ist selbst komplex und in Abhängigkeit von der Expertise des Benutzers mehr oder weniger intransparent.
  • Die Inhalte selbst können komplex und dynamisch sein.

Das virtuelle Seminar dient als Modell, das einerseits die Eigenschaften von organisationsweiten Anwendungen des Internets/Intranets widerspiegelt und andererseits die Gestaltungsmöglichkeiten auf Organisationsebene enthält. Bei der Betrachtung letzterer muß man jedoch zwischen der Gestaltung des Systems "virtuelles Seminar" als solches, der Gestaltung des zu vermittelnden Inhalts und der Gestaltung des dynamischen durch die Nutzer bereitgestellten Inhalts unterscheiden.

Gestaltung des Systems "virtuelles Seminar"

Diese orientiert sich an den nutzbaren Internettechnologien, d.h. an der Nutzung des Hypertext- (oder inzwischen eher Hypermedia-) Systems World Wide Web (WWW) über Standardbrowser zur Präsentation der Inhalte und an der Nutzung von Email- und Newsgroup-Funktionalität zur Gewährleistung von Kommunikation und Kooperationsmöglichkeiten der Teilnehmer. Während hier lediglich auf der Ebene der Auswahl von Softwareprodukten (verwendeter Webserver, Browser etc. mit quasi vorgegebener Ergonomie) Gestaltungsmöglichkeiten existieren, treffen bei der

Gestaltung der zu vermittelnden Inhalte

verschiedene Anforderungen aufeinander, die dem Anbieter/Gestalter des virtuellen Seminars mehr oder weniger bewußt und wichtig sind. Zum einen sind dies pädagogisch-didaktische und zum zweiten kognitiv-ergonomische Anforderungen. Der Umgang mit diesen Anforderungen unterscheidet sich von denen bei der Implementation eines ITS (Intelligentes Tutorielles System) oder von CBT/L (Computer Based Training / Learning) lediglich durch die Verwendung von Internet-Technologie.

Die dritte Gestaltungsebene in virtuellen Seminaren, nämlich die

Gestaltung des dynamischen durch die Nutzer bereitgestellten Inhalts,

steht für die besonderen Probleme, die sich aus der Möglichkeit ergeben, daß Rezipienten zugleich Autoren sind. Scheint es schon schwierig, kognitiv-ergonomischen Anforderungen bei der Gestaltung von virtuellen Lernumgebungen durch deren Entwickler gerecht zu werden, ist ein analoger Anspruch auf der Ebene der (WWW-)Seitengestaltung durch Nutzer erst recht nicht einzulösen. Daraus ergeben sich zwei Schlußfolgerungen. Zum ersten muß man davon ausgehen, daß man während der Informationssuche in virtuellen Seminaren auf nicht optimal gestaltete Seiten trifft und zum zweiten besteht die Notwendigkeit Unterstützungsmittel bereitzustellen, die die aus der nicht-optimalen Gestaltung resultierenden Effekte minimieren.

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Forschungsfragen

Möchte man also bei der Gestaltung eines virtuellen Seminars dem Aspekt Rechnung tragen, daß Rezipienten zugleich Autoren sind, so sind folgende Fragen zu beantworten:

  • Welche Merkmale weisen nicht optimal gestaltete (WWW-)Seiten auf?
  • Welche Effekte können aus nicht-optimaler Gestaltung resultieren?
  • Wie und mit welchen Mitteln kann man diese Effekte minimieren?

Die Anwort auf diese Fragen hängt eng damit zusammen, wie Informationen in einem Virtuellen Seminar dargeboten werden und wie die Suche nach einer bestimmten Information erfolgt.

Informationssuche in Informationsräumen

Der Virtuellen Seminaren zugrundeliegende Hypertext stellt aus unserer Sicht einen mehr oder weniger abgeschlossenen (objektiven) Informationsraum dar. Die Gestaltung auf System- und Seitenebene sollte es dem Teilnehmer während des Bewegens (Navigieren) durch die Seiten des Seminars erlauben, seinen persönlichen Informationsraum in Bezug auf die Domäne dieses Seminars schrittweise zu erweitern. Die Navigation in virtuellen Seminaren erfolgt in der Regel aufgabenorientiert, d.h. Ziel der Navigation ist das Finden einer bestimmten Information.

Die Suche nach dieser Information verläuft aus unserer Sicht um so besser, je genauer

  • die im Laufe der Informationssuche aufgebaute mentale Repräsentation des objektiven Informationsraumes zum selbigen paßt bzw.
  • der persönliche Informationsraum und die aktuelle Position in der mentalen Repräsentation des objektiven Informationsraumes durch den Nutzer verortet werden kann.

Nicht optimale Gestaltung von Webseiten

Eine (Web-)Seite eines virtuellen Seminars wäre also nicht optimal gestaltet,

  • wenn der Aufbau einer zum objektiven Informationsraum passenden mentalen Repräsentation durch deren Gestaltung behindert bzw. die aktuelle Position oder der persönliche Informationsraum nicht in der mentalen Repräsentation des objektiven Informationsraumes verortet werden kann (Desorientierung; vgl. Conklin 1987); oder

  • wenn die Gestaltung der Seite zu erhöhtem kognitiven Aufwand oder gar zu kognitiver Überlastung (cognitive overhead; vgl. Conklin 1987) führt. Beim Lesen von Hypertexten konkurrieren unterschiedliche kognitive Leistungen. Es müssen sowohl Texte gelesen und verstanden als auch Navigationsentscheidungen getroffen werden. Da eine Entscheidung für einen zu verfolgenden Link gleichzeitg eine Entscheidung gegen andere Links ist, müssen diese und ihre jeweilige potentielle Relevanz in bezug auf das Navigationsziel ebenfalls im Arbeitsgedächtnis behalten werden. Gerdes (1997): "Es kommt so im Laufe des Leseprozesses zu einer Kumulation unerledigter Aufgaben, die unter der Annahme einer begrenzten Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses mit der eigentlichen Anforderung (dem Lernen oder Auffinden von Informationen) interferieren kann." Elemente der Seitengestaltung die eine solche Diskrepanz zwischen begrenzter Kapazität des Kurzzeitgedächtnis und zu verarbeitenden Inhalt fördern, erfordern zusätzliche Transformationsschritte. Klauer (1993) führt in seiner Arbeit zur Be- und Entlastung beim Problemlösen an, daß die Entlastung der Ressourcen vorwiegend durch Vereinfachung der subjektiven Repräsentation des Problems (deklarative Vereinfachung) und nicht durch Verzicht auf belastende Strategien (prozedurale Vereinfachung)" erfolgt, wobei diese deklarative Vereinfachung nicht Resultat einer Strategie der Informationsreduktion, sondern Resultat der Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das Verfolgen einer angemessenen Problemlösestrategie ist. Ein Beispiel für eine derartige deklarative Vereinfachung ist der Einsatz der Nabe-Speichen-Strategie (hub-and-spoke; Tauscher & Greenberg, 1997), bei der jeder Link einer Seite ausprobiert und sofort zur Ausgangsseite zurückgekehrt wird.

Als Effekte einer nicht-optimalen Seitengestaltung können also Desorientierung und kognitive Be- bzw. Überlastung resultieren und entsprechend einen negativen Einfluß auf die Effektivität und Effizienz der Navigation ausüben.

Mittel zur Minimierung dieser Effekte müßten sich dann daran messen lassen, ob sie Orientierung und/oder kognitive Entlastung unterstützen können.

Merkmale nicht-optimaler Gestaltung von Webseiten

Für die Planung unserer Untersuchungen zur nicht-optimalen Seitengestaltung war zunächst zu klären, welche Merkmale der Gestaltung von WWW-Seiten untersucht werden. Allgemein gesehen beschäftigen wir uns mit gestaltungsrelevanten Aspekten der Vernetzung von Organisationen unter Benutzung von WWW-Technologie. Die Besonderheit von WWW-Seiten besteht in Ihrer Vernetzung, also der Existenz von Links auf den Seiten, die als Verknüpfungselemente zwischen ihnen dienen. Es liegt also nahe die besonderen Merkmale der Gestaltung von Links zum Untersuchungsgegenstand zu machen. Während andere Autoren sich eher mit Oberflächenmerkmalen (Link als Bild oder hervorgehobener Text, Linkfarbe etc.; vgl. z.B. Nielsen 1997, Morkes & Nielsen 1997) beschäftigen, betrachten wir Merkmale, die eher als strukturelle und/oder semantische Merkmale zu bezeichnen sind, wie die Anzahl und Sichtbarkeit von Links, deren Ähnlichkeit untereinander bzw. zum Inhalt der verknüpften Seite.

Mittel zur Navigationsunterstützung

Was kann unterstützt werden - auf welcher Ebene - mit welchen Tools

Untersuchungsschema NATIVE

Exp. 1a
Exp. 1b
Exp. 2
Exp. 3
Exp. 4
Exp. 5a
Exp. 5b