Humboldt-Universität zu Berlin - Lebenswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Psychologie

Gruppenforschung


Der Einstieg in die Gruppenforschung begann in den Jahren 1972 - 1975 im Rahmen der Dissertationen von Kiessler und Scholl. Im Anschluss an die experimentelle Literatur, aber auch im Anschluss an die Experimente mit teilautonomen Arbeitsgruppen wurden zwei Kausalmodelle der Gruppenarbeit formuliert, eines auf der Individualebene, das andere auf der Gruppenebene. Erklärt wurden die Produktivität der Gruppe und der individuelle Lernerfolg durch das Ausmaß der Machtverteilung und der Unterschiede in der Beteiligung an der Gruppenarbeit in hierarchischen, egalitären und unstrukturierten Gruppen. Arbeiten zur Gruppenforschung wurden weitergeführt mit einer Reihe von Dissertationen, die bestimmte neuere Fragestellungen aufgegriffen haben (s. Literatur), aber auch mit einem Teil der Arbeiten im Rahmen des Innovationsprojektes. Diese Arbeiten sollen in Zukunft verstärkt fortgeführt werden, wobei die Einrichtung eines Grupppenlabors an unserem Institut dazu die nötige Grundlage bereitstellt. Besonders intensiv hat sich Elisabeth Brauner mit neuen Fragen der Gruppenforschung im Rahmen des "Information Processing in Groups", z. B. mit dem sogenannten transaktiven Gedächtnis beschäftigt. In der Dissertation von Ulrich Klocke sind Gruppenprozesse der Rahmen für die Untersuchung der Wirkungen von Macht und Einfluss auf die Wissensgewinnung.

In einer Evaluationsstudie zur Wirksamkeit der Metaplan-Moderationsmethode und ihrer Teilkomponenten wird untersucht , ob Gruppenarbeit durch diese Methode effektiver gestaltet werden kann (Diss. Schimanski).

Praktische Erfahrungen mit Gruppenarbeit können im Kommunikationskurs (Modul GBM_1, Studienordnung), durchgeführt von geschulten Trainer/inne/n, gemacht werden. Im Anschluss daran kann ein weiteres gruppenbezogenes Training (Interventionsmethoden für Interaction, HWM_2.2) absolviert werden. Diese Kurse dienen der Einübung in Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten, die wohl alle beruflich tätigen Psycholog/inn/en besonders benötigen.

Literatur:

  • Klocke, U. (2007). How to improve decision making in small groups: Effects of dissent and training interventions. Small Group Research, 38, 437-468.
  • Meyer, B., Scholl, W., & Zhang, Z. (2007). Predicting task performance with elicitation of non-explicit knowledge. In N. Gronau (Ed.), 4th Conference on Professional Knowledge Management – Experiences and Visions (S. 303-311). Berlin: GITO.
  • Hertel, G. & Scholl, W. (2006). Grundlagen der Gruppenarbeit in Organisationen. In B. Zimolong & U. Konradt (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie - Ingenieurpsychologie (S. 181-216). Göttingen: Hogrefe.
  • Scholl, W. (2005). Grundprobleme der Teamarbeit und ihre Bewältigung - Ein Kausalmodell. In M. Högl & H. G. Gemünden (Hrsg.), Management von Teams. Theoretische Konzepte und empirische Befunde (3. Aufl., S. 33-66). Wiesbaden: Gabler.
  • Klocke, U. (2004). Folgen von Machtausübung und Einflussnahme für Wissenszuwachs und Effektivität in Kleingruppen.unveröffentlichte Doktorarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie.
  • Scholl, W. (2003a). Modelle effektiver Teamarbeit eine Synthese. In S. Stumpf & A. Thomas (Hrsg.), Teamarbeit und Teamentwicklung (S. 3-34). Göttingen: Hogrefe. (Models of effective teamwork a synthesis)
  • Brauner, E. (2003). Informationsverarbeitung in Gruppen: Transaktive Wissenssysteme. In A. Thomas & S. Stumpf (Hrsg.), Teamarbeit und Teamentwicklung (S. 57-83). Göttingen: Verlag für angewandte Psychologie. "Information processing in groups: Transactive knowledge systems"
  • Brauner, E. (2002). Transactive knowledge systems in groups and organizations. unveröffentlichte Habiliationsschrift. Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin.
  • Brauner, E. (2002). Informationsverarbeitungsprozesse in Gruppen. In G. Wenninger (Hrsg.), Lexikon der Psychologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. "Information processing in groups"
  • Scholl, W. (1997). Gruppenarbeit: Die Kluft zwischen sozialpsychologischer Theoriebildung und organisationspsychologischer Anwendung. Gruppendynamik, 28, 381-403.
  • Scholl, W. (1996). Effective teamwork - A theoretical model and a test in the field. In E. Witte & J. Davis (Eds.), Understanding group behavior (Vol.2) (pp. 127-146), Hillsdale, NJ: Erlbaum.
  • Pelz, J. (1995). Gruppenarbeit via Computer. Sozialpsychologische Aspekte eines Vergleichs zwischen direkter Kommunikation und Computerkonferenz. Frankfurt/M.: Lang.
  • Jüngling, C. (1995). Politik, Macht und Entscheidungen in Projektgruppen. Münster: Waxmann
  • Brauner, E. (1994). Soziale Interaktion und mentale Modelle. Planungs- und Entscheidungsprozesse in Planspielgruppen. Münster: Waxmann.
  • Scholl, W. & Kiessler, K. (1990). Systemebenen in der Gruppenforschung. In E. Witte (Hrsg.), Sozialpsychologie und Systemtheorie (219-231). Braunschweig: Braunschweiger Studien zur Erziehungs- und Sozialarbeitswissenschaft.
  • Kiessler, K. & Scholl, W. (1976). Partizipation und Macht in aufgabenorientierten Gruppen - Ein Feldexperiment zur Theorie der organisatorischen Bedingtheit von Gruppenprozessen. Frankfurt: Haag & Herchen.