Humboldt-Universität zu Berlin - Lebenswissen­schaftliche Fakultät - Institut für Psychologie

Aktuelle Forschungsprojekte


 

Psychologie der Mahlzeit

 

In verschiedenen Studien untersuchen wir psychologische und hirnelektrische Effekte von Mahlzeiten.

Gesellige Mahlzeiten führen im Vergleich zu Mahlzeiten, die man alleine zu sich nimmt zu einem relativen Verlust kognitiver Kontrolle.

Publikationen:

Sommer, W., Stürmer, B., Shmuilovich, O., Martin-Loeches, M., & Schacht, A. (2013). How about Lunch? Consequences of the Meal Context on Cognition and Emotion. PLoS ONE, 8(7), e70314. doi:10.1371/journal.pone.0070314

Stürmer, B., Ouyang, G., Palazova, M., Schacht, A., Martín-Loeches, M., Rausch, P., & Sommer, W. (2018). Lunching for Relaxation or Cognitive Control? After-Effects of Social and Solitary Meals. Advances in Cognitive Psychology, 14(1), 14-20. doi:10.5709/acp-0234-3

Die Anordnung der Speisen auf dem Teller beeinflusst den Anstieg des Glukosespiegels (wenn die Geschmacksvielfalt durch Trennung der Bestandteile zunimmt, steigt der Glukosespiegel langsamer).

Publikation: Schacht, A., Luczak, A., Pinkpank, T., Vilgis, T., & Sommer, W. (2016). The valence of food in pictures and on the plate: impacts on brain and body. International Journal of Gastronomy and Food Science, 5-6, 33-40. doi:10.1016/j.ijgfs.2016.11.002

In Kooperation mit einem der welt-besten Restaurants haben wir untersucht, wie sich der Persönlichkeit des Gastes, die Einschätzung der verschiedenen Gänge eines 23-Gänge Menüs und die Meinungen der Tischgenossen auf die Gesamteinschätzung der Mahlzeit unmittelbar nach dem Essen und nach 3 Monaten auswirken.

Publikation: Munoz, F., Hildebrandt, A., Schacht, A., Sturmer, B., Brocker, F., Martin-Loeches, M., & Sommer, W. (2018). What makes the hedonic experience of a meal in a top restaurant special and retrievable in the long term? Meal-related, social and personality factors. APPETITE, 125, 454-465. doi:10.1016/j.appet.2018.02.024

Video über das Restaurant und die Studie: https://rs.cms.hu-berlin.de/mugaritz/plugins/api_resource/?ref=2&k=f30de36d0b

 

 

 

Hormone und soziale Fähigkeiten bei Eltern und Nicht-Eltern

 

Flyer GesichterstudieIn unserem Projekt „Hormone und soziale Fähigkeiten bei Eltern und Nicht-Eltern“ untersuchen wir, welche Einflüsse die Hormone Oxytozin und Cortisol auf soziale und kognitive Fähigkeiten haben und wie diese Einflüsse neuronal vermittelt werden. Es ist bekannt, dass Oxytozin soziale Bindungen und soziale Kognitionen beeinflusst, wie z.B. die Erkennung, aber auch das Zeigen emotionaler Gesichtsausdrücke oder die Reaktion auf Blickkontakt. Andererseits stellt die Sorge für ein kleines Kind auch eine Zeit erheblicher Belastungen dar, z.B. durch wenig und unregelmäßigen Schlaf, welche einen abträglichen Effekt auf kognitive Fähigkeiten, wie z.B. Gedächtnis haben können; solche Belastungen zeigen sich im Stresshormon Cortisol.

In unserem Projekt wollen wir das Zusammenspiel dieser Einflüsse und ihre neuronale Vermittlung untersuchen. Dabei messen wir natürliche Unterschiede dieser Hormonspiegel zwischen Personen und Unterschiede bedingt durch die Elternschaft. Untersucht wurden Paare ohne Kinder und Elternpaare mit kleinen Kindern zwischen 2 und 6 Monaten, die entweder gestillt oder mit der Flasche ernährt werden. Die Probanden füllten online-Fragebogen aus und führten Computertests durch und die weiblichen Teilnehmer an der Studie wurden auch zu einer EEG-Sitzung eingeladen.

Das Projekt wird gemeinsam von Prof. Andrea Hildebrandt (Univ. Greifswald) und Prof. Werner Sommer (HU Berlin) geleitet und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert. Wir kooperieren mit Prof. Oliver Wilhelm (Univ. Ulm) und Prof. Changsong Zhou (Hongkong Baptist Universität).

 

 


Abgeschlossene Forschungsprojekte

 

Wie Wunder wirken: minimal kontraintuitive Konzepte im Kontext von Emotion und Sprachstil (abgeschlossen)

 

Unser „semantisches“ Langzeitwissen, wie wir es im Laufe des Lebens erwerben, enthält Konzepte, die häufig in Form klar strukturierter Taxonomien, Kategorien oder Assoziationen organisiert sind. Interessanterweise sind viele kulturell erfolgreiche Konzepte, wie sie beispielsweise in Märchen oder Mythen enthalten sind, gerade durch ihre Eigenschaft gekennzeichnet, diese scheinbar klaren Strukturen des semantischen Systems zu verletzen, beispielsweise Zombies (agierende Tote), Geister (körperlose Agenten), Substanzverwandlungen oder sprechende Tiere. Diese so genannten minimal kontraintuitiven Elemente (MCIs) sind möglicherweise mitverantwortlich für den Erfolg derartiger Wissensinhalte. Kulturell besonders erfolgreiche MCIs scheinen weiterhin durch einen ausgeprägten emotionalen Kontext gekennzeichnet zu sein und über einen spezifischen, in der Regel „gehobenen“ Sprachduktus vermittelt zu werden. Das Projekt untersucht die neurokognitiven Wirkmechanismen des Erfolgs von MCIs mit Verhaltensstudien in Kombination mit neurowissenschaftlichen Verfahren (EEG, fMRI) und Modellierungen.

 

 

Implizite Aktivierung von Gedächtnisinhalten und von Handlungen: Automatisch oder abhängig von begrenzter Kapazität (abgeschlossen)

 

Das Projekt befasst sich mit den so genannten Bahnungseffekten, bestimmten Vorgängen im Gehirn, die durch Reize in der Umgebung unwillkürlich und unbewusst ausgelöst werden können. So können Reizinformationen Gedächtnisinhalte implizit aktivieren oder die Vorbereitung bestimmter Handlungen auslösen, ohne dass dies von der Person beabsichtigt ist. Von derartigen reizgesteuerten Bahnungseffekten wird gemeinhin angenommen, dass ihr Verbrauch an begrenzter mentaler Kapazität nicht bzw. kaum ins Gewicht fällt. Im Gegensatz zu dieser Annahme zeigte sich in neueren Arbeiten, dass unter hoher Kapazitätsauslastung in Folge von Zusatztätigkeit die unwillkürliche Bahnung von Handlungen ausbleibt. Im Projekt wird untersucht, worin die Ursache dieser Kapazitätsabhängigkeit besteht und ob bzw. inwiefern diese auch für Bahnungseffekte des impliziten Gedächtnisses gilt. Um die Qualität und Dynamik von Bahnungs- und Interferenzeffekten im Gehirn mit hoher zeitlicher Auflösung bestimmen zu können, werden zusätzlich zu den Verhaltensdaten Ereigniskorrelierte Potentiale (EKP) erfasst.



The Timeline of Word Recognition and Oculomotor Control in Reading (abgeschlossen)

  • seit November 2007

  • Leitung: Prof. Dr. W. SommerProf. Dr. R. Kliegl

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Forschergruppe "Computational Modeling of Behavioral, Cognitive and Neural Dynamics (FOR868)"

 

Reading, one of the most complex processes the human brain is capable of, involves the coordinated of many (psycho)logically distinguishable subprocesses, of which the two most basic are word recognition and oculomotor control. Thanks to progress in neurocognitive and neurocomputational methods, current models of the basic processes underlying reading allow precise predictions regarding the influence of many relevant variables on a variety of measures reflecting reading performance. Still, the major challenge for any model of reading remains to be fully met: explaining the nature and timing of the mental events which occur during and across fixations (i.e. the resting periods of the eye during which the brain can pick up and process the information necessary to extract meaning from text). One obstacle for this fascinating scientific inquiry is the fact that as yet recordings of brain potentials that would allo precisely measuring the time course of mental events during fixations have been largely excluded from natural reading conditions. In the present project we investigate important and controversial issues in word recognition and eye movement control by means of co-registering eye movements and electric brain potentials during left-to-right reading.

 

 

 

 

Dynamic Modeling of Complex Networks from EEG (abgeschlossen)

  • seit November 2007

  • Leitung: Prof. Dr. W. Sommer, Prof. Dr. J. Kurths, Prof. Dr. G. Ivanova

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Forschergruppe "Computational Modeling of Behavioral, Cognitive and Neural Dynamics (FOR868)"

 

We propose to study the neural network foundations of cognitive processes in word recognition by analysis and modeling of the corresponding large-scale event-related brain response (ERP) using the principles of nonlinear dynamical complex networks. In a close collaboration between the expertise from dynamical complex network analysis and modeling [Group of Nonlinear Dynamics at Potsdam University (PP1)] and biological and experimental psychology [Institute of Psychology at Humboldt-University of Berlin (PP2)], we will (1). Obtain high-resolution ERP data from well-controlled psychological experiments with well-defined cognitive processes that are highly relevant for reading. (2.) Develop advanced tools  based on the concept of hierarchical complex networks for the analysis of large-scale data of brain activity recorded during cognition, which can be used to detect and monitor the successive subprocesses and distinguish different cognitive tasks under various physiological and psychological conditions, and (3). develop biophysical complex dynamical network models that can account for the ERP, using neural mass models to represent the activity of the brain regions involved in the processes. The coupling parameters of such a model will allow us to identify the causal connectivity in the processing stream.

 

 

 

 

Intentionalität und Spezifität konfliktbedingter Anpassungsprozesse (abgeschlossen)

  • seit Juli 2006

  • Leitung: Dr. Birgit Stürmer

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Forschergruppe "Konflikte als Signale"

 

Konflikte in der Informationsverarbeitung treten auf, wenn mehrere Reizeigenschaften unterschiedliche Reaktionstendenzen auslösen. Solche Interferenzeffekte sind kontextabhängig und nach einem vorangehenden Konflikt deutlich reduziert. Diese kontextabhängigen Modulationen der Interferenz werden wahrscheinlich von exekutiven Kontrollprozessen geleistet. In Experimentalserie A soll untersucht werden, inwieweit solche Modulationen intentional gesteuert werden können. Experimentalserie B widmet sich der Frage, inwieweit Modulationen nach unterschiedlichen Konflikten auf vergleichbaren Anpassungsprozessen beruhen. Neuere neurowissenschaftliche Studien verweisen auf Kontrollnetzwerke, die unabhängig voneinander Orientierungsprozesse und exekutive Kontrolle leisten und mit parietalen bzw. präfrontalen Strukturen in Zusammenhang stehen. Inwieweit Anpassungen nach verschiedenen Interferenzen in unterschiedlichen Kontrollnetzwerken zu verorten sind, soll mit einer Kombination aus experimenteller Psychologie und neurowissenschaftlichen Techniken - wie ereigniskorrelierten Hirnpotenzialen, funktioneller Magnetresonanztomographie und transkranieller Magnetstimulation - aufgeklärt werden.

 

 

 

Psychometrische Struktur und Neuropsychologie des Personengedächtnisses (abgeschlossen)

  • seit April 2005

  • Leitung: Prof. Dr. Werner Sommer, Prof. Dr. Oliver Wilhelm

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Das Projekt untersucht in drei Fragenkomplexen individuelle Unterschiede in der Personenerkennung als Teilaspekt der Intelligenz und als Korrelat neurophysiologischer Parameter. Im ersten Komplex geht es um die Spezifität des Personengedächtnisses im Zusammenhang mit multivariat operationalisierten Intelligenzleistungen, indem diese Leistungen mit sich selbst, weiteren Gedächtnisleistungen, emotionalen Intelligenztests, perzeptuellen Denkleistungen und fluider und kristalliner Intelligenz in Zusammenhang gebracht werden. Der zweite Komplex befasst sich mit der neurophysiologischen Fundierung von Leistungen der Personenerkennung, indem gut untersuchte Parameter in Ereigniskorrelierten Hirnelektrischen Potentialen als Kennwerte für die Enkodierung und den Abruf von Gesichtern und Namen verwendet werden. Der dritte Komplex zielt auf die Überprüfung eines Strukturmodells des Personengedächtnisses unter Einbeziehung neurophysiologischer Parameter. Diese Fragen sollen anhand einer nicht varianzeingeschränkten aber relativ altershomogenen Stichprobe von 200 Probanden untersucht werden, von denen ca. 60 Teilnehmer an der neurophysiologischen Teilstudie teilnehmen. Die geplanten Untersuchungen werden zu einer adäquaten Validierung wichtiger Aspekte eines Personengedächtnisses sowie einer Verortung solcher Leistungen in der Intelligenzstruktur beitragen.

 

 

 

 

Emotionen in kognitiven Konflikten (abgeschlossen)

 

  • Leitung: Prof. Dr. Werner Sommer

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der Forschergruppe "Konflikte als Signale"

 

Die aktuelle Forschung sieht enge funktionelle und neurophysiologische Beziehungen zwischen der Verarbeitung von Konflikten und Fehlern in experimentellen Konfliktparadigmen. Emotionale Prozesse wurden für Fehler und in Entscheidungssituationen nachgewiesen und als bedeutsam für die Verhaltensoptimierung betrachtet. Daher sollten Emotionen auch eine Rolle bei korrekt bewältigten Aufgaben in Konfliktparadigmen spielen. Dafür gibt es jedoch keine direkte Evidenz. Es wird daher eine Reihe von Experimenten vorgeschlagen, in denen zunächst die Tauglichkeit unterschiedlicher physiologischer Indikatoren für die Erfassung von Emotionen bei starken Konflikten überprüft werden soll. Geeignete Parameter sollen in einer weiteren Versuchsreihe verwendet werden, um emotionale Aktivierungen bei unterschiedlichen Konflikttypen zu untersuchen, und wie diese mit konfliktinduzierten Optimierungsprozessen kovariieren. Für das dritte Projektjahr ist die Untersuchung der kausalen Rolle von Emotionen bei der Verhaltensoptimierung vorgesehen.

 

 

 

Emotionen in der Wort- und Gesichterverarbeitung (abgeschlossen)

  • Förderung durch das Exzellenzcluster 302 "Languages of Emotion“, Freie Universität Berlin

 

Studien zur Verarbeitung emotionaler Stimuli in verschiedenen Domänen haben gezeigt, dass diese -- vermutlich aufgrund ihrer starken intrinsischen Relevanz für den Organismus -- im Vergleich zu neutralen Reizen in besonderem Maße Aufmerksamkeit binden und hierdurch einer präferierten und elaborierteren Weiterverarbeitung zugeführt werden. Sowohl für Gesichterverarbeitung als auch für visuelle Worterkennung ist die Evidenz äußerst heterogen, auf welchen Stufen der Verarbeitungsprozesse emotionale Aspekte extrahiert bzw. aktiviert werden und in welchem Ausmaß diese unabhängig von zentralen Verarbeitungsressourcen ablaufen. Es wird daher eine Serie von Experimenten durchgeführt, in denen zunächst untersucht werden soll, wie emotionale Valenz von Wörtern mit anderen lexikosemantischen Variablen in Wechselwirkung tritt und wie sich der Emotionsausdruck und die Attraktivität von Gesichtern auswirken. Weiterhin sollen die auftretenden Emotionseffekte auf ihre Abhängigkeit von zentralen Verarbeitungsressourcen geprüft werden.

 

 

Inkrementelle Konzeptualisierung der Äußerung: Deutsch, Polnisch und Chinesisch (abgeschlossen)

 

  • seit Oktober 2004

  • Leitung: M.A. Chung-Shan Kao

  • Förderung durch die Promotionsförderung des Landes Berlin

 

Das Promotionsvorhaben hat zum Ziel, die Annahme der linguistischen Relativität „Thinking for Speaking“ (Slobin, 1996) experimentell zu testen. Dies geschieht am Beispiel unterschiedlicher zeitlicher Abläufe in der konzeptuellen Planung von Frageäußerungen bei Sprechern des Deutschen und des Chinesischen. Ansatzpunkt ist der Unterschied in der Position der Markierung einer Entscheidungsfrage in den beiden Sprachen. Diese realisiert sich im Deutschen am Äußerungsbeginn (Verberststellung) und im Chinesischen durch das Fragemorphems ma am Ende der Äußerung. Unter Zugrundelegung des First-in-First-out-Modells der Äußerungsproduktion gehen wir davon aus, dass diese oberflächliche Reihenfolge der Reihenfolge im vorangehenden Prozess der konzeptuellen Planung entspricht, dass also die Kennzeichnung des Satzmodus nicht erst in Formulatorprozessen verschieden syntaktisch kodiert wird, sondern schon in der Konzeptualisierung vorbereitet ist. Demnach wird der Satzmodus bei deutscher Frageformulierung vor dem Inhalt eines Sachverhalts und im Chinesischen erst danach konzeptualisiert. Zum Testen der Hypothesen werden Experimente mithilfe von ereigniskorrelierten hirnelektrischen Potentialen (EKP) durchgeführt, in denen das lateralisierte Bereitschaftspotential (LRP) als Indikator zentraler Reaktionsaktivierung registriert wird. Das experimentelle Paradigma ist das binäre Wahlreaktions-Go/NoGo-Design.

 

 

 

 

Der Einfluss intermittierender Prozesse auf die Reaktionsvorbereitung (abgeschlossen)

 

 

Zeitkritische Wahlreaktionen lassen sich optimieren, in dem die Verarbeitung vorab bekannter Reaktionsmerkmale vorgezogen wird. So verkürzt in einer Wahlreaktionsaufgabe die Darbietung eines Hinweisreizes vor dem eigentlichen Reaktionssignal die Reaktionszeit (Rosenbaum, 1985). Die an den Informationsgehalt des Hinweisreizes gekoppelte Reaktionszeitersparnis wird mit einer Vorauswahl und -aktivierung einzelner Reaktionsmerkmale auf zentraler und motorischer Ebene gedeutet (Ulrich, Leuthold, & Sommer, 1998). Abhängig von der Dauer der Voraktivierung dieser Reaktionsmerkmale ist jedoch damit zu rechnen, dass (wechselseitige) Interferenzen mit anderen überlappenden Aufgaben auftreten. Dieses Projekt soll einerseits Aufschluss über die Natur solcher Interferenzen liefern, andererseits die beteiligten exekutiven Prozesse entschlüsseln helfen, insbesondere im Hinblick auf die mit der Reaktionsvorbereitung verbundenen Kosten und Nutzen. Hierzu werden Aufgaben betrachtet, in denen zwischen Darbietung des Hinweisreizes und dem Reaktionsignal noch eine weitere Reaktion auszuführen ist. Neben Verhaltensmaßen werden ereigniskorrelierte hirnelektrische Potentiale gemessen (Contingent Negative Variation, Lateralisiertes Bereitschaftspotential), um einen Einblick in die Topographie und die Dynamik der beteiligten Vorbereitungs- und Abstimmungsprozesse zu erhalten. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt des Projekts: - Die Repräsentation der vorbereiteten Reaktionsmerkmale sowie deren zeitliche Entfaltung (Faktoren Vorbereitungstiefe, Merkmalsüberlappung, SOA) - Prioritätseffekte: (Faktoren Schwierigkeit und Wahrscheinlichkeit der eingeschobenen Aufgabe) - hirnphysiologische Korrelate: funktionale Ebene der Interferenz, exekutive Kontrolle, "motorisches Arbeitsgedächtnis"

 

 

 

Semantische Expertise in der Gesichtererkennung und Sprachproduktion (abgeschlossen)

 

 

Zu den praktisch bedeutsamsten Funktionen des menschlichen informations-verarbeitenden Systems gehören die Fähigkeiten des Erkennens bekannter Gesichter und Objekte und der Sprachproduktion, wobei in beiden Bereichen der Abruf semantischer Informationen eine elementare Verarbeitungskomponente darstellt. In diesem Projekt werden Gesichtererkennung bzw. Benennung und Sprachproduktion unter dem Aspekt der semantischen Expertise untersucht. Im speziellen wird der Frage nachgegangen, ob und in welcher Ausprägung ein zunehmendes Maß im Langzeitgedächtnis gespeicherten Wissens mit funktionalen Veränderungen der Identifikations- und Benennungsleistung einhergeht und ob neuronale Korrelate semantischer Expertise identifiziert werden können.

 

 

 

Multimediaprojekt (abgeschlossen)

 

 

Im Multimedia-Projekt werden Lernmedien, bestehend aus Videos psychophysiologischer Verfahren (wie z. B. für Elektroenzephalogramm, Elektrokardiogramm, Elektromyogramm, Pupillometrie, Augenbewegungen und Magnetresonanztomographie/Bildgebende Verfahren) und supplementären Tutorien zur multimedialen Unterstützung der psychophysiologischen Lehre erarbeitet. Die Lernmodule vereinen Wissen über das zugrunde liegende Konzept, über die physiologischen Grundlagen und die Messung der jeweiligen psychophysiologischen Parameter. Zusätzlich ist jedem Modul ein Lerntest angeschlossen, mit dem Studenten ihr Wissen anhand prüfungsrelevanter Fragen testen können. Die Lernmodule werden in Form eines Internetportals für Studenten und andere Interessierte zugänglich gemacht.

 

 

 

Implizite Repräsentationen von Personen (abgeschlossen)

 

 

In diesem Projekt werden Zusammenhänge zwischen affektiven und identitätsbezogenen / semantischen Prozessen bei der Repräsentation von Personen anhand von Gesichtern untersucht. Da affektive Repräsentationen von Personen häufig implizit sind, werden in diesem Projekt ereigniskorrelierte hirnelektrische Potentiale (EKPs) gemessen, die sich als relativ robust gegenüber subjektiven Strategien erwiesen haben.

 

Frühere Studien der Arbeitsgruppe konnten zeigen, daß sich bei der Verarbeitung von aufeinanderfolgenden, semantisch assoziierbaren Gesichtern Primingeffekte zeigen, d.h. charakteristische Amplituden- und Latenzverschiebungen im EKP. Im vorliegenden Projekt soll geprüft werden, ob sich auch bei affektiv assoziierbaren Gesichtern Primingeffekte zeigen.

 

Zunächst soll anhand von Portraits unbekannter Personen geklärt werden, ob sich bei der Verarbeitung von Gesichtern hinsichtlich (a) emotionalem Gesichtsausdruck, (b) Attraktivität und (c) affektiver Einstellung (Sympathie) Primingeffekte nachweisen lassen. In weiteren Experimenten soll die Differenzierbarkeit und Interdependenz von affektiven und semantischen Primingeffekten untersucht werden.

 

 

 

Grundlagen und Anwendungen des Lateralisierten Bereitschaftspotentials in der Mentalen Chronometrie (abgeschlossen)

 

  • Leitung: Prof. Dr. W. Sommer

  • Kooperation mit Prof. Dr. Rolf Ulrich (Universität Tübingen)

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Das sogenannte Lateralisierte Bereitschaftspotential (LRP) ist ein hirnelektrisches Potential, welches sich als Maß spezifischer Reaktionsvorbereitung der Kognitiven Psychologie und speziell in der Mentalen Chronometrie zunehmender Beliebtheit erfreut.

 

In Teilprojekt 1 soll die Bedeutung des LRP weiter spezifiziert werden. Experiment 1 bis 3 dieses Teilprojekts untersuchen, ob die LRP-Amplitude von der Anzahl der programmierten Bewegungsparameter den Abschluss der Reaktionsseitenauswahl oder Reaktionsaktivierung signalisiert. In Experiment 4 bis 6 soll geklärt werden, ob die LRP Amplitude von der Anzahl der programmierten Bewegungsparameter oder von der strategischen Ausnutzung der Reizinformation abhängt.

 

In Teilprojekt 2 geht es um die Frage, wie sich die Zeitersparnis der Reaktionszeit von Vorinformation über verschiedene Reaktionsparameter funktionell lokalisieren lässt (Experiment 1 bis 4). In Experiment 5 bis 8 soll der Effekt der "zeitlichen Unsicherheit" auf die Reaktionszeit innerhalb der Informationsverarbeitung näher lokalisiert werden.

 

 

Wahrnehmung und Erkennung von Gesichtern: Analyse von Blickbewegungen (abgeschlossen)

 

  • Leitung: Prof. Dr. W. Sommer

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Aufgrund der Vielfalt und Bedeutsamkeit der Information, die über Gesichter anderer Menschen übermittelt werden, ist es von großem Interesse, wie diese Informationen gewonnen werden. Augenbewegungen sind eine sehr ergiebige Messgröße für die Analyse visueller Wahrnehmung, die jedoch für die Gesichtererkennung noch wenig genutzt wurde. Die Experimente in diesem Projekt sollen die Spezifik und die Interdependez der Abtastpfade bei derIdentitätserkennung und bei der Analyse des Emotionsausdrucks untersuchen. Weitere Fragen sind nach Einflüssen der emotionalen Gestimmtheit des Betrachters und der Auffälligkeit (Distinctiveness) des wahrgenommenden Gesichtes zu stellen.

 

 

 

Sensumotorische Kontrolle (abgeschlossen)

 

  • Leitung: Dr. H. Leuthold und Prof. Dr. W. Sommer

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Diese Arbeiten untersuchen innerhalb eines kognitiv-neurowissenschaftlichen Ansatzes die Bedeutung sensomotorischer Integrationsprozesse bei der Informationsverarbeitung.

 

Dabei wird in einem ersten Untersuchungskomplex die Frage nach möglichen Kodierungsdimensionen von Reiz- und Reaktionsort, wie sie bei räumlich Reiz-Reaktionskompatibilitäts- und Simon-Effekt wirksam werden, untersucht. Ferner wird in zwei Untersuchungen die strategische Kontollierbarkeit automatischer, direkt durch den Reizort ausgelöster motorischer Bahnungseffekte analysiert.

 

Ein zweiter Komplex von Arbeiten untersucht die Rolle sensomotorischer Integrationsprozesse bei der Reaktionsvorbereitung und motorischen Spezifikation von Bewegungsdimensionen. Hierbei soll die Zeitdauer und strukturelle Organisation motorischer Programmierungsprozesse bei korrespondierender und nicht korrespondierender Zuordnung von Reizattributen zu Reaktionsparametern ermittelt werden. Ebenso sollen Fragen nach der Lokalisation sensomotorischer Prozesse bei motorischer Umprogrammierung des Verarbeitungsengpasses einer Antwort zugeführt werden.

 

 

 

Einflüsse sensorischer Modalitätswechsel auf die Informationsverarbeitung (abgeschlossen)

 

  • Leitung: Dr. H. Leuthold

  • Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Dieses Projekt untersucht die funktionale Grundlage von sogenannten sensorischen Modalitätswechsel-Effekten. Solche Effekte zeigen sich in Form von langsameren Reaktionen bei Modalitätswechseln im Vergleich zu Modalitätswiederholungen, wenn Reize verschiedener sensorischer Modalitäten in zufälliger Reihenfolge dargeboten werden. Muss z. B. eine einfache Tastendruckreaktion sowohl auf visuelle als auch auf auditive Reize ausgeführt werden, so ist die manuelle Reaktionszeit auf einen Lichtreiz kürzer, wenn zuvor ebenfalls ein Lichtreiz erschien (ipsimodale Bedingung) im Vergleich dazu, wenn zuvor ein Tonreiz präsentiert wurde (crossmodale Bedingung). Ein analoges Reaktionszeitmuster erhält man auch für ipsi- und crossmodale Tonreize.

 

In den geplanten Experimenten werden in klassischen Reaktionsaufgaben neben Reaktionszeiten auch die Reaktionskraft und Ereigniskorrelierte Hirnpotentiale analysiert. Diese Studien versuchen in systematischer Weise, weitere Evidenz für die Beteiligung von (a) sensorisch-attentionalen Spuren, (b) von Stimulus-Reaktions (S-R) Gedächtnisspuren und (c) von motorischer Bahnung nach auditiver Stimulation an Modalitätswechsel-Effekten zu erbringen. Als experimentelle Variablen werden in verschiedenen Experimenten die Reizintensität, das Reaktion-Stimulus-Intervall und die Aufgabenkomplexität variiert, wobei besonderer Wert auf über die Untersuchungen hinweg vergleichbare Stimulusbedingungen gelegt wird. Außerdem wird in allen Untersuchungen taktile Stimulation zusätzlich zur audio-visuellen eingeführt, was eine Erweiterung vorhandener Befunde im Sinne modalitätsspezifischer- als auch modalitätsunspezifischer Verarbeitungsprozesse bei Reizmodalitätswechsel verspricht.

 

 

 

Task load und die Mikrostuktur der Kognition (abgeschlossen)

 

 

In der Kognitiven Psychologie wird die generelle Annahme gemacht, dass sensorische Information in besonders geordneten und zeitintensiven Stufen (Level) verarbeitet wird, bis eine angemessende Reaktion ausgeführt werden kann. So unterscheidet Sanders (1998) schon allein für eine einfach Reaktionszeitwahlaufgabe 7 getrennte Verarbeitungsstufen, die von Wahrnehmung über Entscheidung (oder Reaktionsauswahl) bis zur motorischen Verarbeitung reichen. Die Mikrostruktur des kognitven Systems verändert sich sehr leicht bei ansteigenden Genauigkeits- und Schnelligkeitsanforderungen von Handlungen. Die Natur dieser Veränderungen ist bislang unbekannt. Um genauer zu sein, ist es bislang unklar, ob die Schnelligkeits- und Genauigkeitsanforderungseffekte generalsiert alle oder fast alle Stufen oder spezifisch nur eine Teilmenge der Stufen beanspruchen. Darüberhinaus könnten die Veränderungseffekte von der Natur und Komplexität der zulösenden Aufgaben abhängig sein. Mehrere simultane Aufgaben, die mit Genauigkeits- und Geschwindigkeitsdruck ausgeführt werden müssen, könnten weiterhin sich auf die Vorbereitung und Koordination von verschiedenen Verarbeitungsflüssen auswirken. So hängt z. B. die Fähigkeit von Piloten, überlappende Aufgaben auszuführen, entscheidend davon ab, ob die Aufgaben miteinander interferieren oder ob sie gerade dies nicht tun. Das Ziel der Experimente dieses Projektes wird es sein, die spezifische Anfälligkeit der Verarbeitungsstufen auf Genauigkeits- und Zeitdruck abzuschätzen und kritische Aufgabeneigenschaften, die diese Anfälligkeit moderieren könnten, zu identifizieren. Diese Kenntnisse werden helfen die Arbeitsumgebung so zu optimieren, dass die menschliche Leistung bei hohen Aufgabenanforderungen maximiert werden kann.